Have any questions?
+44 1234 567 890
24. Februar – 25. April 2023
Foyergalerie im nt-Saalfoyer, neues theater Halle
Zur Ausstellung
Ein erster wichtiger Energieschub kam mit zwölf Jahren beim Beobachten meines Vaters, der die originellsten bemalten Spielzeugfiguren des 19. Jahrhunderts aus den Beständen des Seiffener Museums über vier Jahre hinweg an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer abzeichnete, mit Tusche konturierte und schließlich mit Aquarellfarbe colorierte. Es wurden Illustrationen zu einem Sachbuch über Erzgebirgisches Holzspielzeug.
Faltblatt: Joachim Dimanski
Bis 1999 habe ich dann meinem Seiffener Atelier die letzten in ihrer ursprünglichen Form erhaltenen Bauernhäuser des mittleren und östlichen Erzgebirges in detaillierten Ätz- Radierungen festgehalten. Nach dem Umzug in die Dresdener Neustadt entstanden dann die ersten frei phantasierten Radierungen mit retroromantischem Inhalt. Verlassene Gehäuse in einsamen Gegenden mit zivilisationsflüchtigen Gestalten wie dem Antiquar wurden zu Bildern meiner Sehnsucht zurück aufs Land.
Zwischen den bis zur Erschöpfung durchgehaltenen Radierungen habe ich immer auch dem Malen gefrönt und hierin zur Entspannung oft der weiblichen Figürlichkeit gehuldigt. Sinnlichkeit entsteht beim Porträtmalen erst durch sanfteste Übergänge in den Hauttönen. Um den Öltrockenzeiten und der Detailfummelei zu entkommen, habe ich die Acryllasurtechnik für rasche Anlagen der Figuren entwickelt. Die satten Schwärzen der Gothikkleider und die feinen Hauttöne habe ich bei bestimmten Portraits dann doch mit Öllasuren verfeinert. Und so schafft es gute Malerei mitunter, den erregten Blick hinter die verspielt aufwändigen Verhüllungsinszenierungen zu schicken.
Hans- Jürgen Reichelt, Februar 2023
Zu Hans-Jürgen Reichelt
- 1956 geboren in Olbernhau, Kindheit und Schulzeit in Seiffen (Erzgebirge)
- 1979–1982 Fachschulstudium Restaurierung für baugebundene Kunst in Potsdam
- 1986 Ende der Arbeit als Museums-Restaurator und Beginn des freikünstlerischen Arbeitens an den Radierungen zu den letzten in situ erhaltenen Bauernhäusern
- ab 1990 freiberufliches Arbeiten als Maler, Grafiker und Restaurator
- 1993 Aufnahme in den Künstlerbund Dresden
- 1999 Umzug in die Dresdener Neustadt
- 2003–2007 in der Produzentengalerie „Oberlicht“ in Radebeul/ Altkötzschenbroda
- 2007 Kauf eines alten Häuslerhauses in Göltzscha in der Lommatzscher Pflege
- 2007–2015 Gemeinschaftsatelier mit der Malerin Maja Nagel in einer Fabriketage in Dresden Pieschen
- 2014 Stipendium zum Fotoprojekt „nature morte WK I“ von der Stiftung Käthe Kollwitz Gedenkstätte Moritzburg und Ausstellung in der Evangelischen Kirche Moritzburg
- 2016 Umzug ins ausgebaute Atelierwohnhaus Göltzscha (Stadt Nossen)
Westerngirl, 2019
Öl auf Leinwand 100 x 50cm
Im Rausch der Masken, 2021, Radierung, 30x60cm
In der Ausstellung
Aus der Ausstellungseröffnung
Fotos: Karola Waterstraat